Kategorie-Archiv: Ausschreibungen

Lyrikdebüts 2015 – Beste Debüts

Die besten Lyrikdebüts 2015
LESUNG & GESPRÄCH

Mi 24.02.2016 – 19:00 Uhr,  Literaturwerkstatt Berlin, Knaackstr. 97, 10435 Berlin
Die besten Lyrikdebüts 2015
In Lesung und Gespräch Sonja vom Brocke, Autorin, Berlin, Carolin Callies, Autorin, Frankfurt, und Anne Seidel, Autorin, Gießen

Moderation der Lyrikdebüts 2015: Jan Kuhlbrodt, Literaturkritiker, Leipzig, und Hubert Winkels, Literaturkritiker, Köln

Die Literaturkritiker Hubert Winkels und Jan Kuhlbrodt wählten für die Literaturwerkstatt Berlin/Haus für Poesie insgesamt drei Lyrikdebüts des Jahres 2015 als die besten aus. Sie stellen die Dichterinnen und ihre Bände vor.

Anne Seidel - Beste Lyrikdebüts

Anne Seidel
Foto; W. Lieberknecht

Anne Seidel (*1988 Dresden) schreibt in »Chlebnikov weint« (poetenladen 2015), ausgewählt von Jan Kuhlbrodt, über die Rückseite und die Blaupause des Regens. Es sind Texte mit »sachtgrauen refugien«, in denen das Licht verstaubt und das Schweigen eskaliert. In ihnen ist eine ambivalente Sehnsucht nach dem Osten, nach den »beiden wangen der neva« und nach Sankt Petersburg mit den »schlafenden lippen«.

»Venice singt« (kookbooks 2015), der Debütband von Sonja vom Brocke
(*1980 Hagen), wurde von beiden Kritikern benannt. Ihre Gedichte sind gemorste Nachrichten in ein »weggebogenes All«. Der Verzerrungskoeffizient in ihrer Sprache irritiert und beschenkt den Leser. Durch ihre Texte geistern Louis des Funès, Gummimuscheln, Brüllboas und der Honigdieb Amor.

Die Gedichte von Carolin Callies (*1980 Mannheim) aus »fünf sinne & und nur ein besteckkasten« (Schöffling & Co 2015), nominiert von Hubert Winkels, sind drastisch, porengenau und anrührend. Sie enthalten »feldforschnes material« über Krätze, Schorf und Scham. Es sind »schließmuskelsongs« über das Krustige unter dem Nagel, über die Rosinen im Zahnzwischenraum und über die Ähnlichkeit zwischen Geschlechtsorganen und Trockenobst.

 

Anne Seidel im poetenladen

»In einem gewissen Sinne wirken An­ne Seidels Gedichte kryptisch. In ihrem assoziativen Verfahren gleichen Worte Schlaglichtern, die punktuell eine Szenerie erhellen oder aufscheinen lassen, osteuropisch anmutende Kultur- und Stadtlandschaften etwa, wie es z.B. in dem bei aller Reduktion wunderbar at­mosphärischen Gedicht Sankt Pe­ters­burg zu beobachten ist.«

Jayne-Ann Igel

Verlagsperlen bei Lehmanns – Poetenladen

Poetenladen Verlag bei Lehmanns

Es lesen: Thomas Böhme, Ronya Othmann, Moderation Andreas Heidtmann
26.01.2016 um  20:15 Uhr bei Lehmanns, Grimmaische Straße 10, 04109 Leipzig (Fußgängerzone)

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Thomas Böhme

Der Poetenladen freut sich, an diesem Abend zwei außergewöhnliche Autoren aus zwei Generationen vorzustellen: Zum einen den Lyriker und Prosaautor Thomas Böhme, der  den Sächsischen Literaturpreis für sein umfangreiches Werk erhielt, zum anderen  Ronya Othmann, die am Deutschen Literaturinstitut studiert und 2015 den MDR-Literaturpreis gewann. In diesem Zusammenhang präsentiert der Verlag auch die aktuelle Wettbewerbs-Anthologie „Schnee im August“, aus der die 1993 geborene Ronya Othmann lesen wird.

 

 

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Ronya Othmann

Thomas Böhme, der 2015 seinen sechzigsten Geburtstag feierte, blickt auf ein vielfältiges Werk zurück –  zur Leipziger Buchmesse im Frühjahr wird ein neuer Gedichtband im Poetenladen Verlag erscheinen: „Abdruck im Niemandswo“. Aber Thomas Böhme ist auch Romanautor und Verfasser von Kalendergeschichten, von denen er den Zuhörer einige vorlesen wird. Die Gäste dürfen auf einen gleichermaßen unterhaltenden wie gehaltvollen  Abend und auf anregende Gespräche mit den beiden Literaten und dem Verleger Andreas Heidtmann gespannt sein.

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Weisser Rabe Preis an Andreas Altmann

Weisser Rabe Literaturpreis wird an Andreas Altmann verliehen

Verleihung am 8. November 2015, 13.15 Uhr im Rahmen der 2. Dresdner Literaturmesse

Der Verein Signum e.V. und die Unabhängige Schriftsteller Assoziation Dresden e.V. verleihen 2015 zum zweiten Mal den „Weißen Raben“ für die beste Erstveröffentlichung eines Textes in der Zeitschrift SIGNUM.

Preisträger ist der Berliner Lyriker Andreas Altmann, dem der Preis für seine in SIGNUM veröffentlichten Gedichte am Sonntag, den 8. November 2015, 13.15 Uhr im Rahmen der 2. Dresdner Literaturmesse (Messegelände, Literaturbahnhof) verliehen wird. Die Laudatio hält Uwe Claus. Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen.

Zuletzt von Andreas Altmann erschienen: Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so

weisser raber

Preisverleihung des Literaturpreises „Weißer Rabe“

Website Schriftgut, Preisverleihung

Andreas Altmann Lichte Lieder

Andreas Altmann: Die lichten Lieder – Gedichte poetenladen 2015

Andreas Altmann im poetenladen

Teil der Bewegung FFM 2015

Die schönste Lyriknacht des Jahres, zur Frankfurter Buchmesse.

Samstag, 17. Oktober um 21:30
Römerhallen: Römerberg 23, 60311 Frankfurt am Main

„Teil der Bewegung“ diesmal mit: Konstantin Ames, Carolin Callies, Daniel Falb, Lara Rüter, Ulrike Almut Sandig, Daniela Seel, Hans Thill und Levin Westermann. Special Guest: Die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer.

Musik: Michael Fehr und Tomi Simatupang

Eine Lesenacht von Edit – Papier für neue Texte, kookbooks, KOOK e.V., luxbooks, poetenladen und Schöffling & Co. in Kooperation mit text & beat sowie freundlich unterstützt vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und Pro Helvetia.

Teil der Bewegung 2015

Teil der Bewegung

Bereits zum vierten Mal präsentiert die „Lyriknacht an Musik“ während der Frankfurter Buchmesse neueste Poesie – mit Musik!

Kito Lorenc – Anne Seidel – Doppelpremiere

Premiere · Reihe Neue Lyrik

Kito Lorenc und Anne Seidel
lesen aus ihren neuen Lyrikbänden · Band 8 u. 9

Mittwoch, 30.09.2015 um 19:00 Uhr
Literaturhaus Villa Augustin · Antonstr. 1 · Dresden
Moderation: Jayne-Ann Igel · Axel Helbig
Begrüßung: Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

Diese Doppelpremiere mit Kito Lorenc, dem Altmeister der deutsch-sorbischen Dichtung, und der jungen Lyrikerin Anne Seidel, die 1988 in Dresden geboren wurde, zeigt das Spektrum der dichterischen Möglichkeiten und die Vielfalt der Lyrik in Sachsen. Die Bücher sind als Band 8 und 9 der Reihe Neue Lyrik in Kooperation mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im poetenladen Verlag erschienen.

kito-lorenc

Foto:gezett

Kito Lorenc, Mitglied er Sächsischen Akademie der Künste, erzählt die sorbische Geschichte in seinen Gedichten, wo das spezielle Geschichtswissen übergegangen ist in etwas Universelles, so schrieb Peter Handke. Sein neuer Band „Windei in der Wasserhose des Eisheiligen“ zeigt Kito Lorenc als Dialektiker mit Eigensinn und Geschichtsbewusstsein, als Dichter, der sich aufs Liedhafte wie aufs Sprachspielerische versteht und ebenso Freude am Skurrilen hat.

Anne Seidel

Foto: Werner Lieberknecht

Anne Seidel legt mit „Chlebnikov weint“ ihr Debüt vor ˗ gemäß dem Prinzip der Reihe, dass pro Jahr ein debütierender und ein etablierter Autor vorgestellt werden. Mit dem Titel ihres Bandes signalisiert sie die Nähe zu einem der wirkungsmächtigsten russischen Dichter und zum russischen Futurismus. Hier meldet sich eine neue dichterische Stimme, die kenntnisreich auf die russische Moderne Bezug nimmt und dabei zu einer eigenen, sehr genauen Sprechweise findet, die sich durch ihre klangliche zarte Klarheit auszeichnet.

 

Kito Lorenc, geboren 1938 in Schleife bei Weißwasser, studierte nach dem Besuch der Cottbuser sorbischen Internatsoberschule Slawistik in Leipzig. Er arbeitete als Literaturwissenschaftler und Dramaturg in Bautzen und lebt, seit 1979 freiberuflicher Autor, in Wuischke bei Hochkirch. Neben einer Reihe sorbischer und deutscher Gedichtbände (zuletzt Gedichte, hrsg. von Peter Handke, Suhrkamp 2013) verfasste er Theaterstücke sowie Kurzprosa und gab mehrere grundlegende Anthologien heraus (u.a. Sorbisches Lesebuch, Reclam Leipzig 1981). Träger zahlreicher literarischer Auszeichnungen (zuletzt Petrarca-Preis), Ehrendoktor der TU Dresden.

Windei in der Wasserhose

Windei in der Wasserhose

Kito Lorenc
Windei in der Wasserhose
des Eisheiligen
Gedichte und Schmungks
104 S., 16,80 €, Hardcover
poetenladen 2015
ISBN 978-3-940691-66-8
Reihe Neue Lyrik – Band 8
Herausgegeben von Jayne-Ann Igel,
Jan Kuhlbrodt und Ralph Lindner

Anne Seidel, 1988 in Dresden geboren, studiert Slavistik und Osteuropäische Geschichte an der Universität Gießen. Seit 2011 hat sie verschiedene surreale und minimale Projekte in Dresden initiiert: Sound-Art-Installationen wie SOUND MEMORIES (Cynetart 2011) und SOLANGE, Lesungen mit Live-Field Recordings mit Stefan Senf, Jazz-Musikern wie Steffen Roth und Günther Heinz. Der Band „Chlebnikov weint“ ist ihr Debüt.

Chlebnikov weint

Chlebnikov weint

Anne Seidel
Chlebnikov weint
Gedichte
64 Seiten, 16,80 €, Hardcover
poetenladen 2015
ISBN 978-3-940691-67-5
Reihe Neue Lyrik – Band 9
Herausgegeben von Jayne-Ann Igel,
Jan Kuhlbrodt und Ralph Lindner

Finale MDR-Literaturwettbewerb 2015

MDR-Literaturwettbewerb 2015 – Finale
4. Mai 2015 | 19:35-23:00 Uhr
Haus des Buches, Leipzig

Die Jury des  MDR-Literaturwettbewerbs 2015 hatte insgesamt 1.777 Kurzgeschichten zu prüfen. Sechs der sieben Finalisten sind Frauen in diesem Jahr. Darunter gleich zwei Autorinnen, die erst 22 Jahre sind, die Älteste ist knapp Mitte vierzig. Damit bestätigt sich die Profilierung des Wettbewerbs als Sprungbrett für den Nachwuchs.

MDR-Literaturwettbewerb Finale

Die Finalisten im MDR-Literaturwettbewerb:

Andrea Behrens, Anna-Theresia Bohn, Anja Dolatta, Irina Kilimnik, Ronya Othmann, Gregor Petz, Tanja Raich

Jurysprecher: Clemens Meyer
Musik Pascal von Wroblewsky und das Stephan-König-Trio
Moderation: Michael Hametner und Ulf Heise
Zum MDR-Wettbewerb beim MDR

Zeitgleich zum Finale  erscheint die Anthologie:
Schnee im August
Die besten Geschichten aus dem MDR-Literatur­wettbewerb 2015

Schnee im August MDR Anthologie

Poetenladen Verlag, 2015
Herausgegeben von Michael Hametner
ISBN 978-3-940691-70-5
Erscheinungstermin : 04.05.2015

Dieser Band bietet 25 Mal große und kleine Weltwahrnehmungen, verdichtet auf eine Textlänge von meist nur sechs Seiten.

Der MDR-Literaturwettbewerb ist der deutschlandweit am meisten nachgefragte literarische Wettbewerb für Kurzgeschichten. Er leistet seit 20 Jahren Entdeckungsarbeit und bietet viele neue literarische Stimmen, aber auch namhafte Autoren mit unveröffentlichten Kurzgeschichten. Dieser Band stellt eine Auswahl aus 1777 eingesandten Geschichten vor und präsentiert die 25 besten. Darunter neue Kurzgeschichten von Anna-Theresia Bohn, Anja Dolatta, Irina Kilimnik, Laura Elisa Nunziante, Martin Ahrends, Thilo Bock, Tino Hanekamp, Peter Wawerzinek und anderen. Alle Preisträger und Finalisten des 2015er Jahrgangs sind im Band vertreten. Ein Buch für Liebhaber der Kurzgeschichte und neuer literarischer Stimmen – zu entdecken sind alle Tonarten der kleinen Prosaform.

Der Herausgeber Michael Hametner studierte Journalistik in Leipzig, arbeitete zunächst als Schauspieler und Regisseur und war Leiter des Theaters der Leipziger Universität. Anfang der 1990er Jahre begann er als freier Mitarbeiter beim Mitteldeutschen Rundfunk, wo er seit 1994 als Literaturredakteur tätig und heute unter anderem für den 1995 gegründeten MDR-Literaturwettbewerb verantwortlich ist.

 

Der Traum vom Preis
Ein Rückblick auf 20 Jahre MDR-Wettbewerb

Von Michael Hametner

Was hat sich verändert – bei den Themen und Schreibweisen? Bei den Autorinnen und Autoren, die sich mit ihren Kurzgeschichten betei­ligen? Diese Fragen bewegt das Vorwort zu Band 20 in der Reihe der Jahresanthologien im MDR-Literaturwettbewerb. 20 Jahre MDR-Literaturwettbewerb bedeuten allein hier in veröffentlichter Form dieser jährlich erscheinenden Anthologien rund 400 Kurzgeschichten. (Es dürften mehr als 25.000 Kurzgeschichten gewesen sein, die in den 20 Jahren auf dem Postweg den MDR erreicht haben.)
Es sei noch einmal an den Grundgedanken erinnert, der diesen ­Literaturwettbewerb 1995 an den Start geführt hat. Nach der Friedlichen Revolution im Herbst ‘89 hatte nach vierzig Jahren schmerzlicher Trennung am 3. Oktober 1990 die deutsche Wiedervereinigung begonnen. Etwas, was viele der damals Beteiligten berechtigt als Wunder­ ­bezeichnen. Es bedeutete vor allem für die Menschen im deutschen Osten gravierende Veränderungen, die tief in ihr Leben einschnitten. Ob davon nicht auch in Geschichten zu erzählen sei, ja, erzählt werden müsse? Warum sollte nicht ein öffentlich-rechtlicher Radiosender – wie der gerade Dank der deutschen Wiedervereinigung 1992 neu­gegrün­d­ete MDR – ein schnelles Forum zur Veröffentlichung dieser Kurz­geschichten sein? Ein schnelles und zusätzliches Forum, fiel es doch vielen neuentstandenen, aber beim Agieren auf dem Markt un­geübten Verlagen schwer, neue Belletristik durchzusetzen. Es war die Zeit, als die West-Verlage sich um die Großen der DDR-Literatur rissen – Braun, Wolf, Hein, de Bruyn –, selten aber um neue Namen.
Wurden in den ersten Jahren dem MDR-Literaturwettbewerb Kurzgeschichten vorgelegt, in denen die Geschichten zu lesen waren, für die die Themen und Stoffe sprichwörtlich auf der Straße lagen? Kurt Wünsch, Schriftsteller des Jahrgangs 1939, erzählte im Wettbewerbsjahrgang 1996 unter dem Titel Gauloises Blondes – Freiheit für Dich von zwei arbeitslos gewordenen Chemiearbeitern, die sich über ihr persönliches Schicksal mit der Freiheit, zwischen vielen Zigaretten­sorten wählen zu können, hinwegtrösten. »Jetzt haben wir doch die Freiheit auszuwählen«, sagt der eine. »Nee«, sagt der andere, »ich gehe kein Risiko mehr ein.« Kurt Wünsch hatte Erfahrungen mit der neuen Freiheit in diesen Jahren pointiert in eine Kurzgeschichte ­gefasst. Der 1940 in Leipzig geborene Gunter Preuß stellte in seiner Kurzgeschichte Grüner Mond die Lust an der Freiheit neuen Ängsten gegenüber. Beide Autoren hatten in diesen Jahren keine Verlage hinter sich, die interessiert waren, ihre Geschichten zum Buch zu machen. Beide gewannen mit ihren Geschichten den Hauptpreis nicht. Er ging an Henner Kotte für eine Kurzgeschichte über eine Familien­tragödie, erzählt aus der Perspektive des ahnungslosen Kindes. Trotzdem: Für Wünsch und Preuß und viele andere Schriftsteller in dieser Zeit war der MDR-Literaturwettbewerb gemacht.
Auch dem jungen Clemens Meyer, damals im zweiten Jahr Student am Deutschen Literaturinstitut, hatte der Wettbewerb etwas zu bieten. Er bot ihm für seine Kurzgeschichte Kinderspiele einen ersten öffentlichen Testlauf. Meyer gewann auf Anhieb den Hauptpreis im Jahr 2001, da existierte der Wettbewerb sechs Jahre. Die Preisgeschichte Kinderspiele eröffnet später seinen ersten Roman Als wir träumten. Zwar erzählt er darin ganz im Sinn des Wettbewerbgedankens vom neuen Freiheitsgefühl ostdeutscher Jugendlicher, das für einige von ihnen tragisch endet – Randbewohner bleibt Randbewohner –, aber Meyer nutzte den Wettbewerb nicht nur als Stoff- und Themen-Küche. Er wollte erfahren, wo er literarisch steht. Als er durch den Preis feststellte, dass er ziemlich weit vorn stand, kam sein Roman­projekt in Fahrt.
Bald waren es nicht mehr die Extra-Themen der ostdeutschen Autoren, die den Wettbewerb dominierten, sondern gesucht wurde die ­Gelegenheit, sich literarisch öffentlich zu zeigen. Es hatte für den MDR nicht länger Sinn, den Wettbewerb nur für Autoren aus Mitteldeutschland auszuschreiben – wie die ersten sieben Jahre geschehen. Auf dem Weg des Zusammenwachsens im Verlauf der deutschen Einheit waren auch die Themen und Stoffe in der Literatur dabei zusammenzuwachsen. 2003 holte der 1971 in Hamburg geborene Nils Mohl – inzwischen bereits mit drei Romanen beim ROWOHLT-Verlag zuhause – einen Preis mit einer fein gearbeiteten Trennungsgeschichte (nicht von zwei Staaten, sondern von Mann und Frau!), in der er die Möglichkeiten der kurzen Prosa auskostete. Der MDR-Literaturwettbewerb war ins Offene gekommen. Die Zahlen der Teilnehmer überschritten schnell die Tausender-Marke und bald auch die Zweitausender. Der Wettbewerb war zum deutschlandweit meistgesuchten für Kurzgeschichten geworden. Gesucht vor allem vom literarischen Nachwuchs. Autoren mit bekannten Namen blieben über die Jahre mehr und mehr aus. Vielleicht war es ihnen nicht geheuer, als Anonymus mit ihren Manuskripten auf den Schreibtischen der Juroren zu liegen. Ausnahmen blieben Kathrin Schmidt, Tanja Dückers, John von Düffel, Peter Wawerzinek und einige andere.
Die Attraktivität des MDR-Wettbewerbs mag viele Gründe haben. Vielleicht weil für die Form der Kurzgeschichte nur wenig öffentlich bekannte Wettbewerbe ausgeschrieben sind, sie aber literarisch sehr attraktiv ist. Attraktiv auf der einen Seite, aber auf der anderen dem Autor auch viel Formbewusstsein abverlangend. Wie schafft man es, dass im Text nur das eine Siebtel des Eisbergs sichtbar ist, aber die anderen sechs Siebtel spürbar werden, wie es Hemingway von der Kurzgeschichte verlangt hat? Von einem Argument wissen die Wettbewerbsmacher, dass es viel zur Attraktivität des Wettbewerbs beiträgt: sein anonymes Bewertungsverfahren. Alle eingesandten Kurzgeschichten liegen den Juroren anonym vor. Sie finden an Stelle des Autorennamens eine Zahl vor, die jedes Manuskript bei Annahme nach Reihenfolge des Eingangs erhält. Bis die Finalrunde mit den sieben Kandidaten für die Endrunde bestimmt ist, kennen die Juroren keinen Verfassernamen!
Dass der MDR verantwortlich mit den Einreichungen umgeht – in diesem 20. Jahr sind es 1777 vorgelegte Kurzgeschichten – und sich ein späterer Preisträger schon etwas auf seinen Preis einbilden kann, wird daran erkennbar, dass der Siegertext durch die Hände von 16 Juroren gegangen ist. Neun Vorjuroren und sieben, die am Abend der Finalrunde die Entscheidung über die Preisträger treffen. Es mag trotzdem mancher Klasse-Text übersehen worden sein, aber viele können es nicht gewesen sein. Dafür spricht die stolze Liste der Preisträgernamen: von Clemens Meyer bis Katja Oskamp, von Franziska Gerstenberg bis Thomas Pletzinger, von Leif Randt bis Matthias Nawrat, von Finn-Ole Heinrich bis Andreas Stichmann. Fast alle sind mit ihrem Label »Gewinner des MDR-Literaturpreises« danach von großen Verlagen angeschaut und nicht selten unter Vertrag genommen worden. So soll es sein in der überfüllten Szene neuer Namen und neuer Stimmen, die Eingang in die Literatur verlangen. Die deutsche Gegenwartsliteratur braucht die Vorauswahl durch literarische Wettbewerbe. Sie braucht Bewegung. Nicht, weil alte Namen zu ersetzen sind, sondern weil die neue Generation neue Geschichten zu erzählen hat, die wir nicht verpassen dürfen.
Es ist ein starker Reiz, der von der Kurzgeschichte ausgeht: Sie kann kleine und große Weltwahrnehmungen aufspüren und muss sie auf knappstem Raum formulieren. Dieser Reiz steht mit dem 20. Band der Jahresanthologien dem Leser zur Entdeckung bevor. Er findet hier – nach Meinung des Herausgebers – die 25 besten Kurzgeschichten des Jahrgangs 2015 versammelt. Weil die Auswahl quasi bis zur letzten Minute für die sieben Finalisten offengehalten worden ist, sind auch die Preisträger des Jahrgangs 2015 darunter.
Keine Geschichte ist wie die andere!

Jean-Krier-Abend in Mersch (Luxemburg)

Lesung mit Michael Braun, Henning Ziebritzki,
Andreas Heidtmann, Claude Conter (Begrüßug) in Mersch, Luxemburg
Donnerst 26.02.2015 um 19;30  Uhr
Centre national de littérature – La Maison Servais, 2 Ruhe Emmanuell Servai,  7565 Mersch

Der luxemburgische Dichter Jean Krier starb im Januar 2013. „Eingriff, sternklar“ versammelt Gedichte aus seinem Nachlass, „in denen der Ton Hölderlins nachhallt und mit ihm die Bewegung der alkäischen Odenstrophe, vermischt mit den Melancholien eines Bewusstseins, das die Nähe des Todes spürt“, schreibt der Literaturkritiker und Herausgeber des Bandes Michael Braun. Zusammen mit dem Autor Henning Ziebritzki und dem Verleger Andreas Heidtmann stellt er Texte einer der wichtigsten Stimmen der Gegenwartslyrik im deutschen Sprachraum vor. Die Beteiligte werden sich in Gesprächen, Essayistisch und mit Gedichtlesungen dem Wekr JEan Kriers annähern.

100beststernklar-300Jean Krier, 1949 in Luxemburg geboren, 2013 verstorben, studierte Germanistik und Anglistik in Freiburg im Breisgau. Für seinen Band „Herzen Lust Spiele“ erhielt er 2011 den Adelbert-von-Chamisso-Preis und wurde mit dem Prix Servais ausgezeichnet.

Die Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit der Fondation Servais: Die Verantaltung auf Facebook.

 

„Als der luxemburgische Dichter Jean Krier im Januar 2013 verstarb, hinterliess er ein vorbereitetes Manuskript mit Gedichten. Aus diesem Material hat der Literaturkritiker Michael Braun einen Band arrangiert und einfühlsam kommentiert. Schon im ersten Gedicht wird deutlich, dass Krier auf die Leitern des hohen Tons klettert. Betitelt ist es mit dem Hölderlin-Vers: «Vieles aber ist, zu behalten.» Dies ist gleichsam ein Wagnis und ein Befreiungsakt: Durch die Strophen der Ode wandelt der Dichter mit Ernst und Gelächter, mit dem Mut der Verzweiflung und immer nah am eigenen Ende.“
Neue Zürcher Zeitung

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Meister der vorläufig letzten Lieder

Andreas Altmann und Max Sessner

Literaturwerkstatt Berlin

Mi 11.02.2015 – 19:00 Uhr

Lesung & Gespräch

In Lesung und Gespräch Andreas Altmann Autor, Berlin Max Sessner Autor, Augsburg  Moderation Swantje Lichtenstein Autorin, Köln   (Foto: Michael Baumgartner)

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Mit Andreas Altmann (*1963 Hainichen) und Max Sessner (*1959 Fürth) begegnen sich zwei Autoren, die die große dichterische Geste scheuen. In ihren Texten regiert das Beiläufige. Wird die Muse doch einmal angerufen, dann allenfalls ironisch und nur mit dem Zusatz, sich nicht wichtig zu machen.

Wie kaum ein anderer versteht es Andreas Altmann, die Wörter im Vers so zu setzen, dass sie ihr Schweigen gleichsam ausatmen. Sein neuer Band »Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so« (poetenladen 2014) führt den Leser in eine winterlich kalte Welt, in der die Zweige einen Schatten aus Frost werfen und sich in einem Eiszapfen »die farbe des felsenatems« zeigt.

Sessners Gedichte aus seinem jüngsten Band »warum gerade heute« (Literaturverlag Droschl 2012) desorientieren den Leser auf sanfte Weise. Sie erzählen von »Dunkelheiten plötzlichen Verlusten« und von der »dummen Gans« Einsamkeit. In ihnen sammeln die Taschen eines Mantels die Stille, und ein Haus tritt aus seiner eigenen Tür.

Andreas Altmann und Max Sessner lesen und sprechen mit Swantje Lichtenstein über Leben und Werk.

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Andreas Altmann
Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so
Gedichte
poetenladen 2014
Gebundene Ausgabe
104 Seiten | Euro 17.80
ISBN 978-3-940691-52-1
Titel im Verlag

 

MDR-Literaturpreis – Ausschreibung 2015

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Zum 20. Mal schreibt der MITTELDEUTSCHE RUNDFUNK einen literarischen Kurzgeschichten-Wettbewerb aus, der mit der Vergabe des MDR-Literaturpreises für das Jahr 2015 abschließt.

Der Wettbewerb ist:
– offen für deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die bereits literarische Texte veröffentlicht haben;
– an die Bedingung geknüpft, dass die eingereichten Kurzgeschichten (je Bewerber nur eine Kurzgeschichte) noch nicht an einem anderen Ort veröffentlicht sind und bis zur Entscheidung im Mai 2015 auch nicht andernorts veröffentlicht werden
– ausschließlich ausgeschrieben für Kurzgeschichten bzw. Short Storys, die Länge ist auf 15 Vorleseminuten begrenzt (bei üblicher Formatierung bis zu 6 Seiten oder 11.000 Druckzeichen mit Leerzeichen), für die Zusendung werden zwei Exemplare (als Computer-Druck) benötigt; eine Annahme der Kurzgeschichte als Mail ist nicht möglich;
– offen für die Annahme der Einsendungen bis zum 31. Januar 2015 (Einsendeschluss).

Zu Preisträgern und Finalisten früherer Wettbewerbsjahrgänge zählen Franziska Gerstenberg, Katharina Hartwell, Katja Oskamp, Clemens Meyer, Thomas Pletzinger, Andreas Stichmann, Leif Randt und Matthias Nawrath. Der MDR-Literaturpreis ist mit Geldpreisen im Gesamtwert
von 10.000 Euro ausgestattet. Die sieben Finalisten lesen ihre Kurzgeschichte bei MDR Figaro in der Großen Literaturnacht am 4. Mai 2015. Unbedingt zu beachten: Der Zusendung muss eine Übersicht über bisherige literarische Veröffentlichungen beigefügt werden. Gewertet werden belletristische Bücher, aber auch Beiträge in literarischen Anthologien, Literaturzeitschriften und in ausgewiesenen Literatur-Portalen im Internet. Benötigt wird eine Kurzvita (höchstens 12 Zeilen).

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse und Telefonnummer an. Um die Anonymität des Bewertungsverfahrens zu garantieren, bitte keinen Autorennamen auf das Manuskript schreiben.

Der Hauptpreis ist vom MDR mit 5.000 Euro, der zweite mit 2.500 Euro und der dritte mit 1.500 Euro dotiert. Außerdem entscheidet das Publikum einen Preis, der mit 1000 Euro ausgestattet ist. Die Finalisten, die keinen Preis gewinnen, erhalten ein Honorar. Entschieden werden die Preise von einer Jury, die nicht identisch ist mit jener, die die Finalisten bestimmt. Sprecher der Jury ist der Schriftsteller Clemens Meyer.

Bis spätestens zum 10. April 2015 werden alle Teilnehmer informiert, ob sie für die Finalrunde und/oder für die Anthologie ausgewählt worden sind. Die Finalrunde findet am 4. Mai 2015 von 19.30 bis 23 Uhr im Haus des Buches in Leipzig statt. Für die Teilnehmer werden Reisekosten übernommen. Die Preisträger und andere Finalisten nehmen im Anschluss an die Endrunde an einer dreitägigen Lesereise im mitteldeutschen Raum teil. Für die Lesereise erhalten sie ein Honorar zur Aufwandsentschädigung.

25 Kurzgeschichten des 20. MDR-Literaturwettbewerbs werden vom Herausgeber Michael Hametner in einer Anthologie „Das Beste aus dem MDR-Literaturwettbewerb“ veröffentlicht, darunter die Geschichten der Finalisten. Die Rechte an den Kurzgeschichten werden gegen ein Honorar ab Veröffentlichung für zwei Jahre dem Verlag POETENLADEN übertragen. Veröffentlichungen an anderem Ort sind in diesem Zeitraum nicht möglich.

Achtung: Eine Bestätigung über den Eingang Ihrer Zusendung erfolgt nicht. Wenn Sie dies wünschen, fügen Sie bitte Ihrer Zusendung einen frankierten Freiumschlag bei. Ihre Zusendung richten Sie bitte unter Angabe Ihres Absenders bis spätestens zum 31. Januar 2015 (Poststempel) an folgende Anschrift:

Mitteldeutscher Rundfunk, MDR FIGARO
Postfach 100122
D-06140  Halle
Tel.: +49-(0)345-300-0
Fax.: +49-(0)345-300-54 21
Kennwort: Literaturwettbewerb

Detaillierte Angaben unter www.figaro.de


beidebaende

Risikoanalyse
Die besten Geschichten
aus dem MDR-Literaturwettbewerb 2013
Hrsg. von Michael Hametne
192 Seiten, 11,80 Euro
ISBN 978-3-940691-45-3
poetenladen Verlag, 6. Mai 2013
Im Online-Shop (portofrei)

Die Taubenjägerin
Die besten Geschichten aus dem
MDR-Literatur­wettbewerb 2014
Hrsg. von Michael Hametner
ca. 192 Seiten, 12,80 Euro
ISBN 978-3-940691-57-6
poetenladen Verlag, 5. Mai 2014
Im Online-Shop (portofrei)

Jean Krier – Soirée

Lesung mit Michael Braun, Bettina Schulte (Mod.), Andreas Heidtmann in Freiburg
Dienstag 16.12,2014, Literaturbüro, Alter Wiehrebahnhof

Der luxemburgische Dichter Jean Krier starb im Januar 2013. „Eingriff, sternklar“ versammelt Gedichte aus seinem Nachlass, „in denen der Ton Hölderlins nachhallt und mit ihm die Bewegung der alkäischen Odenstrophe, vermischt mit den Melancholien eines Bewusstseins, das die Nähe des Todes spürt“, schreibt der Literaturkritiker und Herausgeber des Bandes Michael Braun. Zusammen mit dem Verleger Andreas Heidtmann und Bettina Schulte, Redakteurin der Badischen Zeitung, stellt er Texte einer der wichtigsten Stimmen der Gegenwartslyrik im deutschen Sprachraum vor.

100beststernklar-300Jean Krier, 1949 in Luxemburg geboren, 2013 verstorben, studierte Germanistik und Anglistik in Freiburg im Breisgau. Für seinen Band „Herzen Lust Spiele“ erhielt er 2011 den Adelbert-von-Chamisso-Preis und wurde mit dem Prix Servais ausgezeichnet.

Veranstalter: Literaturbüro Freiburg

Di 16.12., 20 Uhr | Alter Wiehrebahnhof |
Galerie | Eintritt: 7/5 Euro

 

„Als der luxemburgische Dichter Jean Krier im Januar 2013 verstarb, hinterliess er ein vorbereitetes Manuskript mit Gedichten. Aus diesem Material hat der Literaturkritiker Michael Braun einen Band arrangiert und einfühlsam kommentiert. Schon im ersten Gedicht wird deutlich, dass Krier auf die Leitern des hohen Tons klettert. Betitelt ist es mit dem Hölderlin-Vers: «Vieles aber ist, zu behalten.» Dies ist gleichsam ein Wagnis und ein Befreiungsakt: Durch die Strophen der Ode wandelt der Dichter mit Ernst und Gelächter, mit dem Mut der Verzweiflung und immer nah am eigenen Ende.“
Neue Zürcher Zeitung

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